Der Eintrag "offcanvas-col1" existiert leider nicht.

Der Eintrag "offcanvas-col2" existiert leider nicht.

Der Eintrag "offcanvas-col3" existiert leider nicht.

Der Eintrag "offcanvas-col4" existiert leider nicht.

DE
Sie haben Fragen? 038203744050

Ole Brünnich, der Goldstaub-Azubi
von admin

Ole Brünnich, der Goldstaub-Azubi

Von Julia Kaiser

Der Kühlungsborner absolviert eine Ausbildung bei Metallbau Ott. Wie überall im Handwerk ist auch hier Nachwuchs rar.

Bad Doberan. Blaue Funken sprühen, Joan Jetts „I Love Rock ’n’ Roll“ spielt im Hintergrund: In der Werkstatt der Metallbau Ott GmbH arbeitet Ole Brünnich. Der 19-Jährige ist derzeit der einzige Azubi im ersten Lehrjahr. Seine Kollegen, die mit ihm zum 1. August die Ausbildung zum Metallbauer angetreten hatten, haben den Betrieb mittlerweile verlassen. Überhaupt bangt der Betrieb um Nachwuchs.

Lehrlinge wie Ole Brünnich sind Golstaub. Für ihn selbst hat sich in dem Metallbau-Betrieb ein Wunsch erfüllt: „Ich wollte etwas machen, was ich auch privat gebrauchen kann“, sagt der Kühlungsborner. „Es ist cool, wenn du in 20 Jahren an einem Balkon vorbeifährst und du sagen kannst, den habe ich gebaut“, fügt er hinzu. „Ich wollte am Ende des Tages sehen, was ich gebaut habe.“

Seine Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. In der Werkstatt und in der Berufsschule Güstrow lernt er, wie Treppen, Geländer oder Balkonanlage konstruiert werden. Derzeit werkelt das Team unter anderem an Strandhütten in Kühlungsborn und an Gehegen für Nashörner und Tapire im Berliner Zoo.

Derzeit gibt es 584 freie Ausbildungsplätze im Handwerk im Handwerkskammerbezirk Ostmecklenburg-Vorpommern, in der Stadt Rostock und im Landkreis Rostock sind 195 Ausbildungsplätze frei. Darüber informiert Gabriela Glävke-Münkwitz, Geschäftsführerin Kreishandwerkerschaft Rostock-Bad Doberan.

Doch der Trend zeige: „Während der Pandemie wurde den jungen Menschen wieder bewusst, dass das Handwerk krisensicher ist“, informiert Gabriela Glävke-Münkwitz. Die Ausbildungszahlen steigen langsam gegenüber den Vorjahren wieder an. Berufe im Elektrohandwerk, Anlagenmechaniker im Heizung- Sanitär-Klima-Bereich, Metallhandwerk werden häufiger gewählt. Im Bereich Bäcker, Fleischer, Friseure fehlen Auszubildende.

 Doch von dieser Entwicklung bemerkt Metallbau Ott bisher nichts. „Dieses Jahr haben wir kaum Bewerber“, sagt Personalbeauftragte Iris Ott. „Doch sobald ich sie anschreibe und um einen Lebenslauf bitte, kommt nichts mehr zurück. Dabei müssen wir doch wissen, was sie mitbringen“, sagt sie.

Potenzielle Azubis müssen zudem erst ein Praktikum absolvieren, die Kollegen entscheiden dann, ob sie geeignet sind. Und trotzdem: „Kein Verlass“, sagt Iris Ott. Ole Brünnichs Kollegen hätten aus persönlichen Gründen den Betrieb verlassen. Auch in diesem Jahr haben sie wieder drei offene Stellen – noch keine einzige ist besetzt.

Ein möglicher Grund: „Meiner Meinung wird in den Elternhäusern nicht darauf hingearbeitet, dass man auch Geld verdienen muss“, sagt die Personalbeauftragte. „Ein Job muss auch Spaß machen, aber man muss auch Geld verdienen. Sie wollen alles haben, aber nichts dafür tun. Schlimm, diese Entwicklung.“ Ole Brünnich hingegen vermutet, dass viele sich vielleicht körperlich nicht mehr anstrengen möchten und lieber im klimatisierten Büro sitzen. Niemand habe ihm „ausgeredet“, ins Handwerk zu gehen. „Es liegt mehr an den Leuten, sie wollen nicht draußen im Winter bei minus fünf Grad arbeiten. Im Sommer ist es auch nicht so geil, wenn es 35 Grad sind. Obwohl ich es lieber wärmer habe als zu kalt“, sagt er schmunzelnd. 

Ein anderer Grund könnten die Konditionen sein: „Wenn die Betriebe mehr zahlen würden, dann würden auch mehr Leute ins Handwerk kommen.“ Im ersten Jahr verdienen die Azubis mit dem ab 1. August geltendem Tarifvertrag 660 Euro, im vierten sind es 900 Euro. Ole Brünnich hat eine 40-Stunden-Woche und 21 Urlaubstage im Jahr. Der Betrieb übernehme zudem das Deutschlandticket.

Doch Iris Ott ist anderer Meinung: „Es kann nicht sei, dass man einen Job nur über das Gehalt definiert.“ Wenn jemand gute Arbeit leistet, verdient er auch mehr – der Tarif ist also nur die Grundlage. Was sie aber auch betont: „Wir geben jedem eine Chance.“

Quellenangabe: Bad Doberan vom 23.05.2023, Seite 10

Zurück